BIOGRAPHIE
Odysseus im 19. Jahrhundert
Kindheit und Jugend
Ende der kindlichen Idylle
Durch Fleiß zum Erfolg
Wohlstand und Ansehen
Goldfieber
Reichtum und Familie
Bildung und Reisen
Suche nach neuem Lebensziel
Vom Autor zum Ausgräber
Neuordnung seines Lebens
Trojan. Traum und Wirklichkeit
Grabungen in Troja (1871-1873)
Schatz des Priamos
Trojas Fluch und Segen
Agamemnon und Mykene
Anerkennung und Kritik
Zurück nach Troja 1878/79
Die Schenkung
Orchomenos und Troja
Herakles und Minos
Die Verteidigung Trojas
LEBENSLAUF
Kurzfassung
seines Lebens
ALBUM &
GALERIE
Bilder rund um Schliemann
Gedenkstätte Neubukow
Die Kunstgalerie
LITERATUR
Empfehlenswerte Bücher
SITESEEING
Die Linksammlung
Nachdem Schliemann die Grabungserlaubnis für Mykene nicht genutzt hatte, stellte er Anfang 1876 erneut einen Antrag, der ihm auch sofort gestattet wurde. Die griechische Regierung bestand darauf, dass alle Funde Eigentum des griechischen Volkes waren. Lediglich die Exklusivrechte zur Erstveröffentlichung wurden Schliemann zugesprochen. Wie im türkischen Firman wurden auch hier die Ausgrabungen unter Aufsicht eines Beamten gestellt. Außerdem wurde ihm zur Auflage gemacht, mit Mitgliedern der griechischen Archäologischen Gesellschaft Pläne auszuarbeiten.
Nachdrücklich
war das Verbot ausgesprochen, Mauerreste niederzureißen, eine Präventivmassnahme
gegen Schliemanns "trojanische" Methode. Alle Kosten waren von
ihm zu tragen.
In Mykene stellten sich völlig andere archäologische Vorbedingungen
und Fragestellungen als in Troja. Während sich in Troja alles um den
Beweis der Existenz einer prähistorischen Burg und Stadt drehte, waren
Mykene und seine Akropolis in den Resten der zyklopischen Mauern über
die Jahrhunderte hinweg für jedermann sichtbar geblieben. Zudem standen
zur Auffindung der einzelnen Bauwerke als Orientierungshilfe die Überlieferung
Pausanias` zur Verfügung, eine Quelle, die von Gelehrten akzeptiert
worden war.
An den
Wahrheitsgehalt der von Homer überlieferten Familientragödie zweifelte
Schliemann nie: "Was mich betrifft, so habe ich immer fest an den trojanischen
Krieg geglaubt..." Und noch in einem Punkt schenkte Schliemann Homer
absoluten Glauben: Mykene sei "goldreich". So ist es denn auch
nicht verwunderlich, dass Schliemann bei den Ausgrabungen sein besonderes
Augenmerk den "Schatzhäusern" widmete.
Eine Kolonne von acht Arbeitern, die die Grabungen an einem der fünf
von Schliemann entdeckten "Schatzhäuser" durchführte,
wurde von Sophia geleitet. In mühsamer Arbeit wurde das Schatzhaus
freigelegt, doch kamen keine Goldfunde zum Vorschein. Schliemann selbst
beaufsichtigte die beiden anderen Kolonnen.
Auch
die Arbeiten am "Löwentor" gestalteten sich beschwerlich
"wegen der großen Blöcke, mit denen der Eingang versperrt
war". Schliemann musste schließlich die Arbeiten an diesem Objekt
auf Anordnung des Aufsichtsbeamten Stamatakes einstellen, "da die Archäologische
Gesellschaft in Athen versprochen hat, einen Ingenieur herzuschicken, der
die zyklopische Mauer oberhalb und neben dem Tor ausbessern und das Basisrelief
der Löwen mit eisernen Klammern befestigen soll, um es gegen ein Erdbeben
zu schützen".
Schliemann
empfand zeit seines Lebens die Anwesenheit eines Aufsehers als persönliche
Beleidigung, und die Zusammenarbeit gestaltete sich immer schwierig. Mit
Stamatakes geriet sie zum Fiasko. Der Beamte bat schließlich dringend
die Regierung um seine Ablösung. In seinem Brief nach Athen schrieb
er: "Vor einigen Tagen fand er eine Mauer über einer anderen Mauer
liegend und wollte die obere abreißen; ich habe es ihm verboten, und
er hat aufgehört. Am nächsten Morgen, als ich nicht da war, ließ
er die Mauer abreißen und die untere freilegen. Dann ließ er
seine Frau die Grabungen beaufsichtigen, er selbst ging nach Akropolis...
Als ich dann Frau Schliemann um Auskunft fragte, sagte sie, ich hätte
kein Recht, ihrem Manne Vorschriften zu machen. ...Ist das Ministerium mit
mir nicht zufrieden, so bitte ich mich abzuberufen; ich bleibe hier nur
auf Kosten meiner Gesundheit."
Doch
die Erfolge, die Schliemann mit seiner gewaltsamen Methode hatte, ließen
wenig offizielle Maßnahmen zu: Er entdeckte eine "zyklopische
Wasserleitung" und eine große Anzahl von aufschlussreichen Gegenständen
und Töpferware (u.a. die berühmte "Kriegervase" aus
der Bronzezeit).
Für ihn selbst waren diese Funde etwas enttäuschend und so nahm
er am 9. Oktober gerne Urlaub, als ihn die türkische Regierung bat,
den Kaiser von Brasilien, Don Pedro II., durch die trojanischen Ausgrabungen
zu führen. Als ihn der brasilianische Kaiser Ende Oktober auch in Mykene
besuchte, lud Schliemann ihn zu einer Mahlzeit bei Kerzenschein in den von
Sophia ausgegrabenen Tholos (Schatzhaus).
Nach
dieser Unterbrechung wandte sich Schliemann verstärkt einem Areal zu,
das er nach anfänglichem Interesse vernachlässigt hatte. Diese
Grabungen - in der Nähe des Löwentors auf einer kreisförmigen
Agora (Versammlungsplatz) - sollten sich als richtig herausstellen. Es kamen
drei Steinplatten zum Vorschein, die Schliemann als Grabstellen bezeichnete
und die mit Reliefs homerischer Jagdszenen geschmückt waren. Er ließ
an der Fundstelle der Reliefs weitergraben und stieß schon bald auf
ein in Fels gehauenes Grab, in dem er "sehr sonderbare Gegenstände"
entdeckte.
Wegen
des starken Regens, der die Erde im Grab zu Schlamm werden ließ, stellte
er die Arbeiten hier ein und begann sieben Meter entfernt an einer anderen
Stelle. Nun ging es Schlag auf Schlag! Schliemann machte einen sowohl aufregenden
als auch "goldreichen" Fund. Er entdeckte vier weitere Gräber
mit insgesamt 15 menschlichen Skeletten, die reich mit goldenen, silbernen
und kupfernen Grabbeigaben versehen waren. Alle diese Skelette wiesen Spuren
von Feuer und Rauch auf - ein untrügliches Zeichen, denn zu Homers
Zeiten wurden die Toten verbrannt.
Im ersten
Grab fand er gar eine Leiche, die fast mumifiziert war und "das runde
Gesicht mit allem Fleisch" und "beide Augen... deutlich sichtbar,
ebenso der Mund... und alle seine 32 schönen Zähne". Nun
war Schliemann überzeugt, dass er die Gräber der Atriden (von
Homer überlieferte Familientragödie) entdeckt hatte.
Allein über 15 Kilogramm wogen die goldenen Gegenstände, u.a.
im zweiten Grab 15 Diademe, eine vergoldete Silbervase - im dritten waren
die drei Frauengerippe "buchstäblich mit Juwelen von Gold überladen".
Die Ausgrabungen brachten allein in diesem grab "701... goldene Blätter."
Die
anderen Gräber überboten diese Reichtümer noch um einiges.
Von den fünf Skeletten im vierten Grab trugen zwei goldene Totenmasken,
zwei andere Goldmasken lagen neben den Skeletten, ebenso zwei Siegelringe
und fünf große kupferne Kessel, wie sie in der "Ilias"
als "Kampfpreise und Geschenke" geschildert werden. Außerdem
befanden sich in diesem Grab der berühmte silberne Kuhkopf mit goldener
Sonne auf der Stirn und goldenen Hörnern.
Schließlich öffnete Schliemann das erste Grab und entdeckte drei
"ungewöhnlich große" Skelette, wovon das mittlere offensichtlich
ausgeraubt war. Die anderen beiden trugen ihre Goldmaske und eines von ihnen
war dieser mumifizierte Mann, der als einziger einen goldenen Brustpanzer
trug. Die enorme Körpergröße und die reiche Ausstattung
überzeugten Heinrich Schliemann davon, dass er Agamemnon gefunden hatte...