BIOGRAPHIE
Odysseus im 19. Jahrhundert
Kindheit und Jugend
Ende der kindlichen Idylle
Durch Fleiß zum Erfolg
Wohlstand und Ansehen
Goldfieber
Reichtum und Familie
Bildung und Reisen
Suche nach neuem Lebensziel
Vom Autor zum Ausgräber
Neuordnung seines Lebens
Trojan. Traum und Wirklichkeit
Grabungen in Troja (1871-1873)
Schatz des Priamos
Trojas Fluch und Segen
Agamemnon und Mykene
Anerkennung und Kritik
Zurück nach Troja 1878/79
Die Schenkung
Orchomenos und Troja
Herakles und Minos
Die Verteidigung Trojas
LEBENSLAUF
Kurzfassung
seines Lebens
ALBUM &
GALERIE
Bilder rund um Schliemann
Gedenkstätte Neubukow
Die Kunstgalerie
LITERATUR
Empfehlenswerte Bücher
SITESEEING
Die Linksammlung
Von April 1864 ab war Schliemann sehr viel auf Reisen. Er reiste nach Tunis, nahm die Ruinen von Karthago in Augenschein, fuhr nach Ägypten und Indien. Der Reihe nach besuchte er Ceylon, Adras, Kalkutta, Benares, Agra, Lucknow, Delhi, das Himalaya-Gebirge, Singapore, Java, Saigon in Cocinchina, China, wo er in Hongkong, Kanton, Amoy, Futschu, Shanghai, Tin-Sin und Peking bis zur Chinesischen Mauer kam. Dann begab er sich nach Japan und über den Stillen Ozean nach San Francisco.
Während der 50-tägigen Überfahrt schrieb er sein erstes Buch "La Chine et le Japon". Von San Francisco reiste er nach den östlichen Vereinigten Staaten und er besuchte auch Havanna und Mexiko-Stadt.
Die
Beweggründe für Schliemanns ausgeprägte Reiselust sind vielschichtig.
Basis ist eine ausgeprägte Unrast und der Wille, Müßiggang
und Stagnation zu entgehen. Schliemann weicht stets erzwungener Ruhe durch
hastige Reisen aus.
Als
er seine 2-jährige Weltreise antrat, war auch die Ausweglosigkeit seiner
Ehemisere eine Triebfeder zur Flucht. Ekaterina lehnte inzwischen die häusliche
Gemeinschaft mit Schliemann ab und schlug auch das Angebot, an der Reise
teilzunehmen, ab. Noch während sich Schliemann 1866 in Paris niederließ,
schrieb er flehentliche Briefe an seine Frau und bat sie um Wiederaufnahme
des gemeinsamen Lebens - doch er erntete nur Spott und Ablehnung. Schliemanns
Reisen hatten stets einen großen Bedeutungsinhalt. Er suchte sich,
auf seinen Reisen zu bilden. Dabei war sein Interesse von zwei Komponenten
geprägt: Seine Bewunderung galt sowohl der zukunftsweisenden Technik
und allem Fortschrittlichen als auch der Kunst in Museen und später
den Ausgrabungen vergangener Kulturen. In England war er überwältigt
vom Fortschritt der aufstrebenden Industrie, er bewunderte technische Errungenschaften
im Maschinen- Eisenbahn- und Schiffsbau, er war fasziniert von Sehenswürdigkeiten
wie z.B. den Kristallpalast in London oder die Chinesische Mauer.
Sein
Wissensdrang enthielt auch eine bemerkenswerte soziologische Komponente.
Wo er auch hinkam, versuchte er Menschen kennen zu lernen, beobachtete sie
mit großer Genauigkeit und befragte sie. In dieser Reporterhaltung
war er frei von Scheu und ohne Angst vor gesellschaftlichen Grenzen. Mit
großer Selbstverständlichkeit besuchte er während seiner
Amerikareise z.B. unangemeldet den amerikanischen Präsidenten Fillmore
und plauderte mit ihm über das Land.
Schliemann urteilte oft sofort über seine Begegnungen und beanspruchte dafür allgemeine Richtigkeit, auch wenn seine Urteile manchmal oberflächlich, merkwürdig oder gar bedenklich ausfielen. Dafür gibt es hinreichend Beispiele. Schliemann war zeitlebens die Bereitschaft eigen, sich vorschnell eine Meinung zu bilden. Dies verleitete ihn während seiner archäologischen Laufbahn oft zu irrtümlichen Aussagen, und die Kritik der Fachwelt blieb nicht aus. Im Gegenzug war er aber auch immer bereit, seine Meinung zu revidieren, wenn er eine tiefere Kenntnis der Phänomene besaß.
Auch
hatte er einen ausgeprägten Sinn für das Messen und Rechnen. Er
bestieg keinen Maulesel, kein Pferd, keine Kutsche, keinen Zug, kein Schiff,
besuchte kein Theater und keine Stadt und logierte in keinem Hotel, ohne
die Preise zu notieren, sei es Leihgebühr, Fahrpreise, jegliche Kosten,
keine Summe war zu gering, mitgeteilt zu werden.