BIOGRAPHIE
Odysseus im 19. Jahrhundert
Kindheit und Jugend
Ende der kindlichen Idylle
Durch Fleiß zum Erfolg
Wohlstand und Ansehen
Goldfieber
Reichtum und Familie
Bildung und Reisen
Suche nach neuem Lebensziel
Vom Autor zum Ausgräber
Neuordnung seines Lebens
Trojan. Traum und Wirklichkeit
Grabungen in Troja (1871-1873)
Schatz des Priamos
Trojas Fluch und Segen
Agamemnon und Mykene
Anerkennung und Kritik
Zurück nach Troja 1878/79
Die Schenkung
Orchomenos und Troja
Herakles und Minos
Die Verteidigung Trojas
LEBENSLAUF
Kurzfassung
seines Lebens
ALBUM &
GALERIE
Bilder rund um Schliemann
Gedenkstätte Neubukow
Die Kunstgalerie
LITERATUR
Empfehlenswerte Bücher
SITESEEING
Die Linksammlung
"Wenn ich dieses Werk mit einer Geschichte des eigenen Lebens beginne, so ist es nicht Eitelkeit, die dazu mich veranlasst, wohl aber der Wunsch, klar darzulegen, dass die ganze Arbeit meines späteren Lebens durch die Eindrücke meiner frühesten Kindheit bestimmt worden, ja, dass sie die notwendige Folge derselben gewesen ist; wurden doch sozusagen Hacke und Schaufel für die Ausgrabung Trojas und der Königsgräber von Mykene schon in dem kleinen deutschen Dorfe geschmiedet und geschärft, in dem ich acht Jahre meiner ersten Jugend verbrachte."
Man darf diesem Rückblick des fast 60jährigen auf die eigene Kindheit aber durchaus kritisch gegenüber stehen, denn seine Absicht wird deutlich erkennbar. Schliemann vermittelt, dass die Archäologie immer sein eigentliches Interessensgebiet war, diese Prägung bereits in der Kindheit erfolgte und so der materialistischen Seite seines Kaufmannslebens keine nennenswerte Bedeutung zukam. Zwei Komponenten dieser frühen Prägung scheinen ihm wesentlich:
Zum einen "die in meiner Natur begründete Neigung für alles Geheimnisvolle und Wunderbare", die in Sagen um geheimnisumwitterte Ereignisse in der Vergangenheit des Dorfes ihre Nahrung fanden. In all den Sagen geht es um Gräber, unterirdische Geheimgänge oder vergrabene Schätze, und er betont immer wieder seinen kindlichen Willen, diese verborgenen Geheimnisse auszugraben, sie ans Tageslicht zu bringen und sie auch für den persönlichen Reichtum zu verwenden. Diese Neigung zum Aufdecken des Verborgenen, zur Hinwendung auf die Vergangenheit sieht Schliemann schon früh in ein humanistisch geprägtes Bildungsdenken eingefügt.
Diese zweite Komponente seines Interesses an der Antike wurde von seinem Vater, dem protestantischen Prediger Ernst Schliemann geprägt: "Er ... erzählte mir (oft) mit warmer Begeisterung von dem tragischen Untergange von Herculaneum und Pompeji und schien denjenigen für den glücklichsten Menschen zu halten, der Mittel und Zeit genug hätte, die Ausgrabungen, die dort vorgenommen wurden, zu besuchen." Und als ihm gar sein Vater an Weihnachten 1829 eine "Weltgeschichte für Kinder" schenkte, wurde nach Schliemanns Deutung das Interesse "des achtjährigen Knaben" auf Troja fixiert: "... wir kamen überein, dass ich dereinst Troja ausgraben sollte".
Diese kindliche Prägung durch Elternhaus und Umgebung sieht Schliemann im Rückblick als bestimmend für seine archäologische Tätigkeit im "Herbste" seines Lebens an. Den gereiften Schliemann bewegten aber durchaus noch andere Motive.